12.12.2024

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Sind wir wirklich unseres Glückes bzw. Unglückes Schmied und wenn ja, wie sehr?

Wir Menschen haben grundsätzlich die Begabung, die auf uns einströmenden Ereignisse und Reize zu interpretieren, sie zu werten und ihnen damit unsere persönliche Bedeutung zu geben. Je weniger zwingend diese wirkenden Reize nun sind, desto größer ist und erscheint uns auch unsere Freiheit, ihnen unseren persönlichen Stempel aufzudrücken.

Im folgenden Artikel stellt der Psychotherapeut Jost Ludwig wichtige Ratschläge zur Selbsttherapie und zur Analyse der eigenen Seele vor. Lesen Sie mehr über die gefährliche Rolle des Perfektionismus für die Seelenhygiene!


Angesichts „sanfter Reize“ glauben wir dann manchmal, ohne Einschränkung frei und selbst verantwortlich für unsere Stimmungen und Gemütszustände zu sein. Jeder ist seines Glückes Schmied! scheint dann ungebremst und bedingungslos wahr zu sein. Wir sind geradezu euphorisiert von dem ungetrübten Ausmaß unserer Freiheit. Wir sehen uns als Steuermann in unserem eigenen Leben.

Diese Begeisterung kann – durchaus auch recht rasch – wieder Dellen kriegen, wenn auf unserem Lebensweg überraschend Widrigkeiten oder Störenfriede auftauchen... manchmal gleich mehrere auf einmal oder dicht hintereinander.
Das Wochenende war traumhaft, wir saßen als stämmiger Schmied hoch zu Ross und galoppierten durch das selbstgeschmiedete Glück. Dann der Montag: In der Arbeit teilt der Chef bedauernd mit, daß Kündigungen in den nächsten Wochen unvermeidbar sind. Bei der Heimfahrt läßt sich das durch Sorgen porös gewordene Hirn in einen Unfall hineinziehen... ohne Primärschuld, dafür aber mit Totalschaden... und beim verspäteten Betreten der eigenen vier Wände ruft einem die Gattin mit röchelnder Stimme aus dem Schlafzimmer: „Vorsicht! Ich habe die Elefantengrippe!“
Die gute Wochenendlaune ist fundamental verhagelt. Die Stimmung sackt in den Keller, da wo er am tiefsten ist. Man ist verzweifelt und murmelt vor sich in: „Wie hab ich das verdient... der ganze K…. macht mich fix und fertig!“
Fünf Monate hatte man erfolgreich die Finger vom Glimmstengel gelassen. Jetzt tappt man ferngesteuert die Treppe hinunter mit dem Nahziel: Zigarettenautomat an der Ecke!
So etwas passiert, ja... so kann man sich fühlen, wenn die berühmt-berüchtigten „Stressoren“ am Werk sind. Zu eben diesen Stressoren – den Raubdinosauriern in der Welt der Ereignisse und Reize – zählen so erfreuliche Geschehnisse wie: tiefgreifende Konflikte am Arbeitsplatz, (drohender) Verlust desselben, Wohnungskündigung, Vermögensverluste (ab 20 €!), Trennungen und Verluste von wichtigen Menschen, aber auch Prüfungen, Krankheiten und Unfälle.
All diesen Ereignissen ist gemeinsam, daß die mit ihnen verbundenen Reize eine negative Gemütsverfassung nicht nur sanft nahelegen, sondern ganz gemien aufdrängen.

Angesichts solcher Reize wird es dann sehr schwer, weiterhin zu glauben, daß man als seines Glückes Schmied eigenverantwortlich seine Gemütsverfassung geschmiedet hat. Da ist es viel nahliegender in die verführerischen Gedanken zu fliehen: „Diese Weltuntergangsstimmung, dieses gefühlte Unglück habe nicht ich zu verantworten. Dieser Absturz in die übelste Laune seit dem letzten Börsencrash geht nicht auf mein Rechnung. Da hat mir das Leben aber sauber mein Hochgefühl vom Wochenende zersägt!“
Sah man sich noch einen Tag zuvor als stolzer Schmied seines Sonntagsglücks, so will man jetzt von dieser Selbstverantwortung am liebsten nicht mehr wissen. Die miese, eigene Stimmung haben andere verschuldet, z.B. der Chef oder dieser besoffene Mercedesfahrer. Und wenn es die nicht waren, dann eben die Umstände, das Leben oder das Schicksal. Sobald es in Richtung Unglück läuft und die Reize, die auf uns weiterhin eher zwingenden Charakter haben und nicht sanft dahinsäuseln, mogeln wir uns um die Freiheit und vor allem die Selbstverantwortung für unsere Gemütszustände gerne herum.
Da schreit dann eine Mama auch schon mal zu ihrem tobenden Sohn, der sich in den Teppich verbissen hat, weil es statt Lieblingsspaghetti nur Spinatnudeln gibt: „Du treibst mich in den Wahnsinn!“
Da faucht der Gatte im sexuellen Langzeitfrust zu ihr, die mal wieder migränegeschädigt ist: „Kein Wunder, wenn ich depressiv werde oder es wahrscheinlich schon bin!“
Und es ist wirklich verstehbar, wenn Menschen angesichts solch unerquicklicher Reizbomardierungen den Eindruck haben, daß selbige ihnen die negative Stimmung geradezu in das Gemüt hineinstanzen, ohne Möglichkeit gegenzusteuern. Nachvollziehbar also, daß sie sich als Opfer fühlen, den Auslösereizen hilflos ausgeliefert.

Da muß man sich dann einfach verzweifelt oder zerknittert fühlen. Da kann man nur noch ausrasten.
„Du hast es zur Zeit aber auch schwer, da würde ich genauso den Kopf hängen lassen“ hört die gemarterte Seele als Trost. Als Trost kommt das gut. Doch genau genommen ist es glatt gelogen. Menschen, die die gleichen Attacken von Reizen beinahe zwingender Art erleben, reagieren unterschiedlich, d.h. sie entwickeln differierende Gemütszustände. Das ist ein zentraler Beweis dafür, daß Auslösereize eben doch nicht die Macht besitzen, Gemütszustände diktatorisch festzulegen.
Selbst den Schwächlingen unter uns (der eine Autor zählt sich dazu), die sich vom Schmerz in eine negative Stimmung hineintreiben lassen würden, bleibt immer noch eine bescheidene Rest-Freiheit: Sie wählen über ihre wertenden Gedanken, an welcher üblen Laune sie in den folgenden Zeiteinheiten leiden wollen.
Denn es ist ja nicht der Schmerz, d.h. der Reiz als solcher, der die Auswahl trifft und Herrn B. in Selbstmitleid zerfließen läßt oder Frau B. in die pure Panik hetzt. Nein! Es sind wiederum unsere Gedanken, und zwar wertende Gedanken, die in diese verschiedenen Rillen negativer Gestimmtheit hineinführen. Das mag sich bei Herrn B. so anhören: „Immer auf die Kleinen. Ich habe ja noch nicht genug um den Hals. Peter, dieser Glückspilz hat jetzt einen neuen BMW und ich hab Zahnschmerzen!“
Hingegen tönt Frau B. eher so: „Ich höre meinen Zahnarzt schon predigen: Meine Liebe, da nutzt alles nichts, der Zahn muß raus!“
Fassen wir mal zusammen: Jeder Auslösereiz regt nur mehr oder weniger stark einen bestimmten Gemütszustand an. Erzwingen kann er ihn nicht. Auslösereize sind grundsätzlich interpretierbar. Wir entscheiden über unsere wertenden Gedanken, welche Bedeutung wir dem einwirkenden Reiz zukommen lassen. Wir entscheiden, welche Gemütsverfassung daraus entsteht.

So können wir das in einem Reiz schlummernde Potential durch unsere wertenden Gedanken verstärken, spezifizieren, ausdifferenzieren und somit die vom Reiz nahegelegte Gestimmtheit feinschleifen. Wir sind aber auch mittels unserer Wertungen in der privilegierten Lage, die vom Reiz nahegelegte Richtung zu ignorieren, uns dagegen zu stemmen und stur die Stimmung in die entgegengesetzte Richtung zu treiben. Das zornverzehrte Antlitz meiner Gattin legt als Folge eine negative Gestimmtheit bei mir selbst (z.B. Schuldgefühle) nahe. Besonders, wenn die zerbrochene Lieblingstasse in ihren Händen eine nicht verleugbare Auswirkung meiner Tolpatschigkeit war... Und dennoch reicht ein einziger Gedanke meinerseits aus, um die eigene Gestimmtheit doch noch in die Entlastung zu reißen: „Ja meine Liebe, da siehst Du mal wie das ist, wenn einem etwas wirklich Wertvolles so rücksichtslos zerstört wird!“ Dieser Gedanke mag nun etwas gemein sein, aber er wirkt.... und führt zur eigenen Schuldbefreiung.

Typische Glaubenssätze von Perfektionisten: der häufigste Typ ist der Leistungsperfektionist
- Ich muss alles 150%ig machen (Superperfektionist)
- Nur, wenn ich der Beste bin oder das Beste (was immer das ist) schaffe, bin ich zufrieden. Für mich gibt es nur Optimum. Darunter mache ich es nicht. Entweder bin ich der Beste oder ich bin ein Versager und Verlierer. Für mich gibt es nur ganz oder gar
nicht. Alles oder Nichts ist meine Devise.
Jeder Fehler ist für mich eine Schande und eine Katastrophe. Andere mögen Fehler machen... ich nicht. In meiner Position kann ich mir keine Fehler leisten. Fehler sind höchstens dafür gut, daß man sie sofort ausmerzt. Einen Fehler zweimal zu machen, ist erbärmlich.
Wenn ich ehrlich bin, will ich alles, was ich anfange, eigentlich schon können. Lernen ist was für Versager. Wenn ich wirklich hochgradig klug – konzentriert – auffassungsschnell - talentiert bin, dann kann ich es sofort oder nach kürzester Zeit. Geduld ist nicht meine Sache. Bei mir muß immer alles zack-zack gehen. Für mich gibt es nur die eine Richtung: steil nach oben, fast im 90 Grad – Winkel. Täler oder Dellen in dieser 89-Grad-Linie kann ich nicht akzeptieren.
Ein wirklich Guter ist ein Senkrecht-Starter. Gründe, die eine Leistungsschwäche oder einen Leistungseinbruch erklären bzw. entschuldigen könnten, lasse ich für meine Person nicht gelten. Streß kennt nur der Leistungsschwache. Eine wirklicher Könner, ein Gewinnertyp ist durchgängig Spitzenklasse. Ausreden und Entschuldigungen sind nur was für Schwächlinge, Weicheier und Versager.
Man muß sich immer bis an seine Limits und am besten noch darüber fordern. Nur wenn´s weh tut, wächst der Muskel. Das Motto: Eins nach dem anderen gilt vielleicht für Rentner. Ich stehe auf multitasking. Ich bearbeite immer viele Baustellen auf einmal. Gerade unter größtem Druck laufe ich zur Höchstform auf. Man sollte nie mit sich zufrieden sein, das macht faul. Nicht geschimpft ist gelobt genug. Gelobt wird nur, wenn alles perfekt ist. Ich höre nie auf, solange es noch nicht 110% ist.
Ich nehme keine Rücksicht auf meinen Körper oder auf irgendwelche Weh-Wehchen, wenn es darum geht, etwas perfekt hinzu kriegen. Die Erreichung meiner hohen Ziele hat immer Priorität. Ich bin ein Versager, wenn ich mein gestecktes Ziel und meine jeweiligen Ansprüche reduzieren oder gar aufgeben muß. Für Scheitern gibt es keine Entschuldigung. Ich will und kann mir Kranksein nicht leisten.
Ich sitze noch am Arbeitsplatz, wenn die anderen schon längst heimgegangen sind. Ich bin unendlich belastbar und nehme jede neue Aufgabe an. Das schaffe ich auch noch. Ja, für mich ist nichts unmöglich. Ich mache das Unmögliche möglich. Mein Wille versetzt Berge, Jede Sekunde ist kostbar. Ich habe keine Zeit, Zeit zu vertrödeln. Pausen kann ich machen, wenn ich 80 bin! Ich liebe den Streß, ich brauche ihn: Ich bin selber immer unter Starkstrom. Nichtstun gibt es für mich nicht. Es ist nie genug. Eigentlich ist immer Zeit zum Arbeiten.

Die Glaubenssätze des Guter Mensch–Perfektionisten und des Bester-Mensch-von-Welt-Perfektionisten
Ich muß es allen recht machen. Ich darf niemals egoistisch handeln. Andere zu enttäuschen ist eine Todsünde. Ich muß von allen geliebt werden. Ich bin nur wertvoll, wenn die anderen, eigentlich alle anderen, mich wertvoll finden. Wenn einer mich nicht mag, abwertet oder kritisiert, dann habe ich mein Ziel nicht erreicht und fühle mich wertlos und gescheitert. An Konflikten und Beziehungskrisen bin letztlich immer ich schuld. Entweder war ich zu egoistisch, böse oder verkehrt und habe sie dadurch verschuldet. Oder ich hätte es schaffen müssen, die Krise aufzulösen oder zu verhindern. Wenn keine Harmonie vorliegt oder ich sie nicht wieder herstellten kann, habe ich versagt. Ich muß mich mit allen verstehen und gut auskommen. Ich sollte Verständnis für alles und jeden haben. Ich muß absolut gerecht sein und alle gleich lieben und gleich behandeln. Jemand zu benachteiligen oder zu bevorzugen kommt nicht in Frage.

Der deutsche Perfektionist
Ordnung ist alles. Ordnung ist das Fundament, auf dem alles ruht. Erst muß immer Ordnung geschaffen werden. Bevor etwas nicht absolut ordentlich und in Ordnung ist, höre ich nicht auf. Jedes kleinste Detail ist wichtig und muß bedacht werden. Ich bin immer pünktlich. Ich plane alles bis ins letzte I-Pünktchen. Ich will und brauche die absolute Kontrolle. Ich muß mir immer ganz sicher sein. Ich habe immer einen Plan B und C.

Der verhinderte Perfektionist
In ihm schwingen häufig die gleichen inneren, überfordernden Ansprüche gnadenlos ihre Peitsche. Er meint ebenso wie die anderen Perfektionisten, die sich häufig im wahrsten Sinne des Wortes zu Tod rackern, diesen Ansprüchen genügen zu müssen. Nur fehlt ihm, oft bedingt durch eine zu verwöhnende Sozialisation, der Biß, die Durchstehkraft, sich an die Umsetzung der Monsteransprüche heran zu wagen.
Er bleibt sozusagen im „Ich müßte eigentlich“ stecken. Ich müßte mir eigentlich sehr hohe Ziele setzen und sie 100% konsequent verfolgen. Ich müßte eigentlich ein wirklich guter Vater sein und meine Kinder bedingungslos lieb haben. Ich müßte endlich mal im ganzen Haus Ordnung schaffen. Fortwährend geistern diese Superlativerwartungen in seinem Hirn herum, triezen ihn im Priestergewand des schlechten Gewissens. Aber er fühlt sich diesen Mammutansprüchen einfach nicht gewachsen. Wie die Eigernordwand türmen sie sich vor ihm auf und er ... winzig klein dagegen, erbärmlich, ein Popel. Die aus den Höhen der Gipfel aufs Ich herunter prasselnden Abwertungen drücken ihn tief in Versagergefühle hinein. Letztere sind dann wiederum ein idealer Humus für neue, völlig absurde Anforderungen, sozusagen als Selbstbestrafung. Ein teuflischer Kreislauf, in dem er immer wieder und immer intensiver zwischen seinen perfektionistischen Ansprüchen und seinen daraus folgenden extremen Selbstabwertungen zerrieben wird. Das Makabre: All dieses Leid schafft gleichzeitig die Legitimation, gar nichts oder so gut wie nichts anzupacken. Die Ohnmacht vor den extremen Erwartungen legt den Gedanken so nahe: „Das schaffe ich sowieso niemals, da brauche ich erst gar nicht anzufangen.“ Und so leidet die verwöhnt-perfektionistische Seele und hat gleichzeitig ihre Ruhe und eine Ausrede.
Ich vergleiche mich nur mit den Besten. Ich bin mit mir nur zufrieden, wenn alle, genauer gesagt, wenn die Besten mit mir zufrieden sind. Ich will es ganz richtig machen, und ich will es allen Besten recht machen. Spitzenleute zu enttäuschen, ist für mich fürchterlich. Ich sehe mich dann als Versager und bin sicher, die Topleute tun das auch. Ich muß mich immer richtig entscheiden.
Ich muß für andere immer Zeit haben und ihnen helfen. Bleibt jemand in seinem Problem stecken, habe ich ihn nicht gut genug unterstützt. Dann habe ich als guter Mensch und als Helfer versagt. Ich muß für andere immer Lösungswege parat haben. Nimmt einer meine Lösungswege nicht an, habe ich Mist gebaut. Ich möchte und muß andere, am besten Alle, glücklich machen. Ich sollte die Sonne sein, die Licht und Wärme in jedes Gemüt bringt. Ich muß unbegrenzt belastbar sein. Nicht mehr helfen zu können, ist schwach und beschämend. Keine Lust mehr zu haben, für andere da zu sein, ist egoistisch, verwerflich... geht gar nicht. Zeit für mich zu haben, ist höchst fragwürdiger Luxus. Immer sollte ich mich fragen, brauche ich diese Zeit wirklich? Was immer ich besitze, ist eigentlich zu viel. Ich muß spenden, spenden, spenden. Ich sollte stets bescheiden sein. Protzen, prahlen und sich in den Mittelpunkt spielen ist verboten. Selbstlob stinkt. Ich muß es anderen die Wünsche von den Lippen ablesen.



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